Terra Nova: Die vergessene deutsche Kolonie in Brasilien
Von deutschen Kolonien in Brasilien hört man meist im Zusammenhang mit Erfolg. Man spricht von gewachsenen Städten wie Blumenau oder Pomerode, von sichtbarer kultureller Kontinuität, teils auch sprachlich.
Terra Nova passt nicht in dieses Bild.
Die kleine Siedlung im Bundesstaat Paraná blieb lange unsichtbar, schlecht dokumentiert und fast vergessen.

Zwischen 1933 und 1936 folgten rund 160 deutsche Familien dem Versprechen eines neuen Lebens. Sie kamen aus allen Teilen Deutschlands, oft gut ausgebildet, doch ohne Arbeitsperspektive. Brasilien erschien als Ausweg.
Was sie erwartete, war kein Aufbruch, sondern ein Überleben. Trockenes Land, strenge Verwaltung, harte Regeln und eine Existenz, die sie sich erst erkämpfen mussten.
Viele gingen wieder. Einige blieben.
In diesem Video kommen die Bewohner von Terra Nova zu Wort und sprechen über ihre Erinnerungen und Hoffnungen:
Der folgende Artikel erzählt die Geschichte von Terra Nova – einer Kolonie zwischen Hoffnung und Scheitern, zwischen Anpassung und Verlust, und der Frage, wo Heimat wirklich beginnt.
Eine Kolonie, die kaum jemand kennt
Warum hat kaum jemand von Terra Nova gehört?
Im Gegensatz zu anderen deutschen Siedlungen in Südbrasilien verschwand diese Kolonie früh aus dem öffentlichen Gedächtnis. Der Grund liegt in ihrem Verlauf.
Terra Nova wuchs nicht zu einer Stadt heran. Es entstand kein wirtschaftliches Zentrum, keine kulturelle Strahlkraft nach außen. Stattdessen blieb eine kleine Gemeinschaft zurück, geprägt von Entbehrung und Abwanderung.
Heute leben hier vor allem Nachfahren jener Familien, die durchgehalten haben.

„Eigentlich sind wir nicht von hier – aber wir sind hier.“
Alexandre Hubert – Bewohner in dritter Generation
Gerade diese Ambivalenz macht Terra Nova bemerkenswert, denn sie erzählt nicht von Erfolg, sondern von Ausdauer.
1933–1936: Hoffnung auf ein neues Leben
Die Auswanderer kamen in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche. Viele besaßen eine Berufsausbildung, doch keine Arbeit mehr. Die Bedingung zur Auswanderung lautete eindeutig: Landwirtschaft.
Nach der Ankunft im Hafen von Santos folgte die Zuweisung.
Landparzellen, einfache Häuser, klare Anweisungen durch die Verwaltung. Aus Handwerkern, Arbeitern und Angestellten wurden Bauern, doch für viele erwies sich dieser Bruch als zu groß.
Das Land war trocken, schwer zu bearbeiten und forderte Erfahrung, die kaum jemand besaß. Ein Großteil der Siedler verließ Terra Nova wieder.
Geblieben sind jene, die selbst von sich sagen, sie hätten ein „hartes deutsches Fell“ gebraucht.
Sprache, Religion und frühe Brüche
Der Anfang war nicht nur wirtschaftlich schwierig, auch kulturell blieb Terra Nova fragil.
Die Siedler brachten unterschiedliche Dialekte mit. Gesprochen wurde Deutsch, wie man es in den 1930er-Jahren kannte. Einheit entstand nur langsam. Zusätzlich teilte die Religion die Kolonie, denn Katholiken und Evangelische lebten getrennt; selbst der Friedhof markierte diese Grenze sichtbar.
Erst aus Mangel an Geistlichen rückten beide Gruppen zeitweise zusammen. Diese frühen Spannungen hinterließen Spuren, die bis heute sichtbar sind.
Krieg, Verbote und ein tiefer Einschnitt
Mit dem Zweiten Weltkrieg änderte sich alles.
Die deutsche Sprache wurde verboten. Wer Deutsch auf der Straße sprach, riskierte Festnahme und Strafe. Verwaltung und Unterstützung brachen weg, denn sie wurden nach Deutschland gerufen. Daraufhin blieb die Kolonie sich selbst überlassen.
Viele gaben endgültig auf.
Was blieb, war eine kleine Gemeinschaft, deren Alltag von Anpassung geprägt war – und von Erinnerungen, die lange unausgesprochen blieben.
Alltag ohne Strom – und mit Briefen aus der Vergangenheit
Terra Nova erhielt erst 1977 einen Stromanschluss. Vier Jahrzehnte lebten die Siedler ohne Elektrizität. Wie ihr Alltag aussah, lässt sich heute nur noch rekonstruieren.
Alte Briefe, private Aufzeichnungen und Berichte wie jene des Autors Wolfgang Ullrich gehören zu den wenigen Quellen.
Jede Familie bekam eine kleine Hütte zugewiesen. Ein „Kolonistenhaus“ von vier mal sechs Metern bildete den Anfang. Darin begann das Leben in Brasilien.
Die letzten Stimmen von Terra Nova
Heute leben nur noch wenige Menschen, die die Anfänge von Terra Nova aus eigener Erfahrung kennen.

Menschen wie Dona Gudula, ehemalige Dorflehrerin, die 1938 in der Kolonie geboren wurde. Oder Alexandre Hubert, der zu einer der letzten Generationen gehört, in denen Deutsch noch selbstverständlich zum Alltag gehört.
Im folgenden Video erzählen sie von Eindrücken und Erinnerungen, die man so in keinem Buch findet:
Neugierig geworden?
Abonniere hier meinen YouTube-Kanal „Alexandra Allover“, um die weiteren Videos über deutsche Auswandererkolonien in Südamerika nicht zu verpassen.

5+ Jahre Südamerika
Reisejournalistin spezialisiert auf das Leben in Südamerika

🔴 Youtube
📩 Email: [email protected]
✍️ Mein Reiseblog: https://alexandraallover.com/blog
🧑💻 Join my new Facebook Group for Expats on Nomad Housing & Travel Tips!
___________
🎓 Mein Kanal als Akademische Coach für Bildung und Auslandsstudium: Youtube
🎓 Mein Bildungs- BLOG für Lernende, Lehrende und Eltern
