Barra Grande, Bahia 🇧🇷 Die mühsame Anreise zu einem echten Geheimtipp

Von außen mag Barra Grande auf der Halbinsel Maraú wie ein unberührtes Idyll wirken, doch der Weg dorthin ist nichts für schwache Nerven. Die letzte Etappe der Anreise führt über eine 80 km lange, holprige Erdstraße, die mit unzähligen Schlaglöchern gespickt ist – eine Fahrt, die einem Schweizer Käse gleicht. Doch wer die Strapazen auf sich nimmt, wird mit einem einzigartigen Ort belohnt.

 


Barra Grande ist eine beschauliche Stadt auf einer Halbinsel im brasilianischen Bundesstaat Bahia. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Straßen bestehen nur aus Sand – keine modernen Asphaltstraßen, keine Hektik – nur Ruhe und Gelassenheit. Quads sind die Herrscher der Straßen, die kleine Sandhügel rauf und runter fahren, während die Sonne langsam über dem Wasser untergeht und einen der schönsten Sonnenuntergänge Brasiliens beschert – in einem Land, in dem sonst vor allem der Sonnenaufgang über dem Wasser für Instagram inszeniert wird.

 

 

Verstecktes Paradies: Barra Grande im Kontrast zu Itacaré

Im Gegensatz zum lebhaften Itacaré ist Barra Grande weniger touristisch erschlossen. Die Infrastruktur mag spärlich sein, doch dafür gibt es hier noch unberührte Strände – wenn man weiß, wohin man gehen muss. Einige Öko-Resorts aus Naturmaterialien wie Bambus fügen sich harmonisch in die Natur ein, und auf jedem Balkon hängt eine weiße gewobene Hängematte mit Blick aufs Meer. Die preiswerteren Pousadas befinden sich ein paar Minuten vom Strand entfernt. Sie gliedern sich zwischen lokale kleine Häuser ein, in denen brasilianische Familien oder Fischer leben und abends auf roten Plastikstühlen vor dem Haus sitzen und sich unterhalten. In den Strandbars entspannen sich verliebte Paare auf großen Liegen, lauschen dem Rauschen der Wellen und beobachten die wenigen Surfer, die die kraftvollen Wellen meistern.

 

 

Tourismus in Barra Grande: Ein heißes Thema unter Einheimischen

Doch die Gelassenheit des Ortes trügt. An einem dieser idyllischen Nachmittage ertönt plötzlich ein lautes Rufen vom Strand. Zwei Surfer geraten in einen hitzigen Streit, bis einer dem anderen das Handy aus der Hand reißt und es in die tosenden Wellen schleudert. „Nunca mais faça isso!“ (Mach das nie wieder), ruft er ihm zu. Robert, ein US-Amerikaner, der seit zehn Jahren in Barra Grande lebt, erklärt mir, dass die Surfer dieses Paradies für sich behalten wollen. Fotos davon zu machen sei ein No-Go, das jeder Einheimische zu befolgen hätte. Zu viele Surfer könnten die einzigartige Atmosphäre für die einheimischen Hobbysurfer ruinieren.

Die meisten Besucher erreichen Barra Grande mit dem Boot vom Festland aus. Wenn das Boot am Steg anlegt, zieht eine kleine Karawane von etwa 20 Menschen mit ihren Trolleys entlang des schmalen Stegs ins Stadtzentrum zum nächsten Touristenpunkt. Sie sind zum ersten Mal hier, denn wer Barra Grande kennt, weiß, dass das Schleppen von Trolleys auf den Sandwegen eine mühsame Arbeit ist.

 

 

Was gibt es zu tun in Barra Grande?

Das Stadtzentrum selbst ist ein farbenfrohes, jedoch ruhiges Fleckchen Erde. Bunte Fahnen und gemütliche Restaurants, die erst ab 18 Uhr öffnen, zieren die Straßen. Es herrscht nicht der Trubel, den man in einer typischen Strandstadt erwarten würde – die schwierige Anreise hält viele ab. Doch gerade das macht den Charme von Barra Grande aus.

Ein Highlight des Ortes für Touristen zur Essenszeit ist das Restaurant „O Papagaio“, das von einem Franzosen geführt wird. Hier genießt man unter einem halboffenen Dach ohne Wände – ganz typisch für die Gegend – das vielleicht beste Filet Mignon der Region, obwohl die Portionen dieses Jahr etwas kleiner ausfallen als zuvor. „As pessoas não querem mais gastar tanto dinheiro.“ (Die Leute wollen nicht mehr so viel Geld ausgeben), erzählt der Besitzer. Der Rückgang der Touristen macht sich bemerkbar. Während einige gerade das schätzen, leiden andere darunter.

 

Meine Hotel-Empfehlungen für Barra Grande

Hotels Barra Grande:

$$ Nirvana Beach Hotel (am Strand): https://booking.tp.st/e4lee8XU

$ Pousada Brisa da Barra (im Zentrum): https://booking.tp.st/G7L2jzL4

 

Hotels Taipu

$$ Taipu Bay Pousada: https://booking.tp.st/VBR1Xu4e

$ Pousada Céu: https://booking.tp.st/Q2SWnjzk

 

Vielfältige Bevölkerung und Entspannung pur

Der Ort ist durch seine Naturschönheit auch bei Ausländern beliebt, die sich das Leben dort besser leisten können. Ein deutscher Vater, der seit Jahren mit seiner Frau und seinem Kind um die Welt zieht, erzählt, dass er seinen Sohn in die Waldorfschule Jardim do Cachueiro schickt. Wenn man sich zur Schule begibt, hört man schon von weitem das fröhliche Geschrei der Kinder, die in allen Hautfarben barfuß durch den Sand laufen. Hier gibt es keine Schuluniformen wie sonst in Brasilien, alles ist locker und entspannt. Eine spärlich bekleidete Frau im String-Bikini und Jeans-Shorts parkt ihr Quad vor der Schule, um ihren Sohn abzuholen. Das Schulgelände besteht nur aus Sand, und vor den Klassenräumen stapeln sich die Flipflops.

 

 

Am Abend sieht man Paare und kleine Gruppen von Touristen am Strand, die den spektakulären Sonnenuntergang bewundern, der das Wasser in schimmernde Farben taucht und die Halbinsel vom Festland trennt. Barra Grande – ein Ort, der trotz seiner Abgeschiedenheit begeistert und in dem man die Zeit vergessen kann. 

 

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4 Jahre Südamerika

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